Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels

Eine Ausstellung der Kunstform „op art“, die Überraschendes zu bieten hat. Aber das liegt ja auch in der Natur der Sache, will op art ja schließlich den Betrachter irritieren!
„Die Op Art entwickelte sich um die Mitte der 1950er-Jahre. Geometrische Muster, optische Täuschungen, Lichteffekte in verschiedenartigen Erscheinungsformen bildetetn die künstlerischen Inhalte. Die Künstler_innen der Op Art arbeitetenteamorientiert an einer Idee der >>visuellen Forschung<< in der Kunst. Um zu neuen Ausdrucksformen zu kommen, erprobten sie Materialien wie gewelltes Industrieglas, Schwarz- und Laserlicht und loteten die Wirkung bewegter Kunstwerke auf die Betrachter_innen aus.“
So ist zu lesen im Begleitprospekt der Vertigo. Und tatsächlich: So manches Ausstellungsstück ist im wahrsten Sinne de Wortes schwindelerregend! Am allermeisten beeindruckt war ich jedoch vom „Schweißtuch der Veronika“ von Claude Mellan aus dem Jahre 1649. Ein absolutes Schlüsselwerk der Stecherkunst! Das ganze Bild besteht aus einer einzigen Linie, beginnend an der Nasenspitze, der Rille einer Schallplatte gleichend! Irre, wie man der.ei in Stahl ritzen konnte. Und das zu jener Zeit! Unglaublich. Auch diese verrückte Idee, mit nur einer einzigen Linie zu arbeiten, welche mal dicker, mal dünner wird und dadurch den Eindruck von Dunkel und Hell vermittelt.
Auf jeden Fall eine sehenswerte Schau im Kunstmuseum Stuttgart mitten in der Stadt am Schloßplatz!

Max Pechstein

Ich hab es nun doch noch geschafft und war in der Ausstellung des Expressionisten Pechstein. Genau gesagt war es eine themenbezogene Werkschau, in der es um den Tanz geht. Ausschließlich um Tanz und tanzende Bewegung. Interessnt dabei auch die Bilder im Kontext zu der wachsenden Industrialisierung zu sehen, auch unter dem Aspekt, daß erst die aufkommende Elektrizität all die neuen Etablissements ermöglicht hat, in deren Millieu viele der gezeigten Bilder entstanden. Auch die Tatsache, daß der Mensch und speziell die Frau in seiner/ihrer Natürlichkeit im Vordergrund zu stehen begann, wird in dieser Ausstellung deutlich. Ich bin überhaupt immer wieder begeistert von den Ausstellungen in der doch recht kleinen Kunsthalle in Tübingen. Dieses Mal war es z.B. auch das unglaubliche Grün, mit dem man einen Teil der Wände gestrichen hatte. Die dort plazierten Gemälde werden mittels einer wirklich außerordentlichen Lichttechnik beleuchtet und wirken so, als ob sie durch eine Hintergrundbeleuchtung erhellt würden. Dies unterstreicht die extreme Farbigkeit der Bilder extrem und dieser faszinierenden Wirkung kann sich kein Besucher entziehen. Das obige Beitragsbild (Panoramaaufnahme des Hauptsaales) gibt einen ganz guten Eindruck wider.
Zwar hatte die Direktorin nicht – wie angekündigt – die Zeit gefunden für eine öffentliche Führung, doch machte ihre Vertreterin, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, einen glänzenden Job. Einfach schön, mit welcher Begeisterung sie uns an all ihrem Wissen teilhaben ließ. Nie zu wissenschaftlich oder gar abgehoben, immer verständlich und auch mit dem einen oder anderen Hinweis für die eigene Malerei!

Einen Tip hab ich mir gleich gemerkt: Für Bewegung, für Dynamik im Bild bedarf es einer Diagonalen!!!

Vorankündigung

Die Goldschmiedemeisterinnen Julie Blumer und Ellen Weber betreiben am Rande der Esslinger Altstadt, am Roßmarkt, eine kleine, aber schnuckelige Ladenwerkstatt mit dem bezeichnenden Namen „Einblick36“. Und sie geben dort in regelmäßigen Abständen Künstlern jeglicher Richtung Raum und Gelegenheit, einen Teil ihres Schaffens auszustellen.
Habe nun diese Tage ein sehr sympathisches Vorgespräch mit Julie Blumer geführt und wir sind übereingekommen, daß ich dort im Juni/Juli 2021 ausstellen werde!
Ich darf also alle Interessierte schon mal bitten, sich ggf. schon heute den 11. Juni 2021 vorzumerken. An diesem Tag wird meine kleine Werkschau eröffnet.
Aber bis dahin fließt ja auch noch eine Menge Wasser die Murr und den Neckar hinunter…

Zwei Ausstellungen: „Daniel Hausig. Dynamic Light“und „Szene Ungarn“

Pressemitteilung

Zwei neue Ausstellungen vom 13. Oktober 2019 bis 19. April 2020
– Daniel Hausig. Dynamic Light – Szene Ungarn

Vom 13. Oktober 2019 bis zum 19. April 2020 tauchen Daniel Hausigs Lichtwerke den Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Museum Ritter in wechselnde Farbatmosphären. Der Künstler beschäftigt sich seit seiner Studienzeit mit Licht als Malwerkstoff und künstlerischem Medium. Die Ausstellung „Dynamic Light“ zeigt eine Auswahl seiner neueren Arbeiten. Parallel dazu werden spannende Facetten der aktuellen geome- trischen Kunst aus Ungarn im Obergeschoss des Hauses gezeigt. Mit über sechzig Werken widmet sich die Schau Szene Ungarn den Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre und stellt ausgewählte Positionen aus Budapest und Region vor.

Bei Daniel Hausig kommt die Farbe nicht aus der Tube, sondern aus der Steckdose. Für seine minimalistischen Farblichtobjekte verwendet der Künstler innovative Technologien wie digitale LEDs und zeitbasierte Lichtsteuerungen. Dabei bleibt das Licht seiner Objekte und Skulpturen nicht statisch, sondern ist ausgesprochen dynamisch. Es verändert sich fortwährend nach einer vorab vom Künstler festgelegten Lichtregie. Durch die Abstrahlung wird auch der Umraum in verschiedene Farbstimmungen getaucht und der Betrachter in ein sinnliches Farbenspiel gehüllt. So verdankt etwa die Licht-Sound-Installation „Pool“ ihre poetische Raumwirkung einem meditativ langsamen Farbenspiel, das Wellenbewegungen assoziiert. Beim mehrteiligen Werk „Wetterleuchten“ wechseln sich dagegen ruhig fließende und punktuell aufflackernde Farblichtbewegungen rhythmisch ab. Dieser atmosphärische Lichtwechsel erinnert tatsächlich an das außergewöhnliche Naturschauspiel des Wetterleuchtens.
Das Licht ist auch das zentrale Thema von Daniel Hausigs Fotografien. Häufig sind sie auf Reisen oder auf nächtlichen Streifzügen entstanden: Mal bilden sie Hotelzimmer ab, mal Unorte wie Abrisshäuser oder Industriebrachen; in wieder anderen schwingt das Thema des verlorenen Paradieses mit. Markantes Merkmal der Foto-Arbeiten ist eine geradezu surreal wirkende Lichtlinie, die sich durch das Bildgeschehen schlängelt. Es handelt sich dabei um einen LED-Lichtschlauch, wie er in der Werbeindustrie verwendet wird. Dieser illuminiert nicht nur die Umgebung, sondern steht auch für den seit einiger Zeit weltweit zu beobachtenden Lichtwandel, der sich mit der massenhaften Verwendung von LEDs vollzieht. Sie tauchen unsere Städte und Gebäude in ein synthetisches, kaltes Weißlicht und verändern ganze Stadtbilder und Lebensräume, ästhetisch wie kulturell.
Daniel Hausig (*1959 in Kreuzlingen, CH) ist seit 1999 Professor für Licht und Intermedia an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Er lebt und arbeitet in Hamburg und Saarbrücken.

Szene Ungarn
Die Ausstellung richtet den Blick auf aktuelle Tendenzen der geometrischen Kunst aus Ungarn. In Budapest und auch darüber hinaus hat sich in den letzten zwanzig Jahren ein beein- druckendes Spektrum an spannenden künstlerischen Praktiken entwickelt, die auf einer klaren und reduzierten Formensprache basieren. In vielen künstlerischen Positionen ist der Einfluss des russischen Suprematismus, des Bauhauses und des internationalen Konstruktivismus spürbar. Das Obergeschoss des Museums präsentiert über sechzig Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Objekte und Plastiken von vierzehn Künstlerinnen und Künstlern, die stellver- tretend für die Lebendigkeit und Vielfalt der „Szene Ungarn“ sind. Darunter befinden sich sowohl Werke von älteren Generationen – den sogenannten Neo-Avantgarden der Sechzigerjahre – als auch von jüngeren und aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern.
Die zeitgenössische geometrische Kunst aus Ungarn kann sich auf bedeutende Vorläufer aus dem 20. Jahrhundert berufen. Ungarische Avantgardisten wie zum Beispiel der Bauhaus- Lehrer László Moholy-Nagy sowie der Dichter, Publizist und Maler Lajos Kassák haben mit ihren experimentellen Schöpfungen die internationale Bewegung des Konstruktivismus entscheidend mitgeprägt. Ihre Arbeiten und Ideen stellen vor allem für die jüngeren Künstler der Ausstellung wichtige Anknüpfungspunkte dar. Eine weitere Phase der künstlerischen Neuerungen setzte in Ungarn in den Sechzigerjahren ein, als eine junge, progressive Generation sich der Farbfeldmalerei zuwandte oder ihre Werke nach konzeptionellen Vorgehensweisen schuf. Einige der wichtigsten Protagonisten von damals, Dóra Maurer, Imre Bak und István Nádler, sind in der Schau mit ihren neuesten Arbeiten vertreten.
Ausstellungsbeteiligte:
Imre Bak, Levente Bálványos, László Zsolt Bordos, Árpád Forgó, Tibor Gáyor, István Haász, Tamás Kaszás, Károly Keserü, Ádám Kokesch, Dóra Maurer, István Nádler, Eszter Poroszlai, Anikó Robitz, Kamilla Szíj

Besuch im Museum Ritter

Heute war ich mal wieder im Ritter-Museum in Waldenbuch. Und es war wieder einmal extrem inspirierend. Es ist schon toll, was hier immer wieder geboten wird. Und das alles zum moderaten Eintrittspreis von z.Zt. 6 EUR incl. Audioguide. Die aktuelle Ausstellung zeigt Werke des Lichtkünstlers Daniel Hausig und die Werkschau ‚Szene Ungarn‘. Einen kleinen Rundgang füge ich hier die Tage hinzu.


Ganz besonders angetan hat es mir das obige Bild des Künstlers Tibor Gáyor (geb. 1929) aus dem Jahre 2004: Recursiones 1. Mit einfachen Mitteln schafft Gáyor eine tolle Dreidimensionalität, die aber in sich nicht immer logisch aufgebaut ist. Im Gegenteil: Die einzelnen räumlichen Figuren korespondieren miteinander, zuweilen stören sie sich sogar gegenseitig, zumindest aber irritieren sie. Gáyor benutzt dazu Leinwandstreifen und klebt diese auf eine Mit Acryl bearbeitete Spanplatte und nutzt dabei gekonnt die Zweifarbigkeit des Materials indem er sie immer wieder umbiegt etc.

Weitere Informationen zu den Ausstellungen können dem nachfolgenden Beitrag „Daniel Hausig. Dynamic Light und Szene Ungarn“ entnommen werden.

Edvard Munch im K20

Dieser Tage war ich zu Besuch bei Verwandten im Rheinland. Unter anderem um mit meinem Cousin im Müngersdorfer Stadion zu Köln das Fussballspiel des 1.FC Köln gegen den großen FC Bayern München anzuschauen (1:4).
Bei dieser Gelegenheit habe ich nicht nur einen „alten“ Freund in Neuss besucht, sondern auch die Gelegenheit genutzt für den Besuch der Edvard Munch-Ausstellung im Düsseldorfer K20. Munch war mir bislang in seiner Gesamtheit nicht so bekannt. Natürlich kennt man den „Schrei“ und auch „Das kranke Kind“. Aber ansonsten?
Ich wurde sehr positiv überrascht! Die Malweise erscheint ja auf den ersten Blick recht einfach gehalten, schon beinahe kindlich-naiv. Doch bei genauerem Hinsehen entdeckt man ungeahnte Feinheiten und Details. Wie überhaupt so oft bei intensiven Museumsgängen ….
Besonders beeindruckt haben mich seine Bilder von Bäumen und Wald und vor allem dann die lebensgroßen Porträts.